Eine Frau beschäftigt sich mit Weiterbildung und benutzt einen Laptop auf einem Holztisch.Eine Frau beschäftigt sich mit Weiterbildung und benutzt einen Laptop auf einem Holztisch.

9. Dezember 2021

Weiterbildung in digitaler Kompetenz: im Schneckentempo voran

Bildung ist weitgehend Ländersache in Deutschland. Doch die sich gerade formierende “Ampelkoalition” aus SPD, Grünen und FDP hat im aktuellen Koalitionsvertrag auch bildungspolitische Aspekte, die den Befugnisbereich des Bundes betreffen. So sollen die Angebote der Volkshochschulen auch weiterhin von der Umsatzsteuer befreit bleiben, zusätzliche Förderungen erhalten und Mittel für eine verstärkte Alphabetisierungskampagne erhalten. Der Deutsche Volkshochschul-Verband spricht von einem “Regierungsprogramm für mehr Bildung”. Der Bundesverband der Fernstudienanbieter meint: “Die Richtung stimmt”. Beim Thema Digitalisierung und Bildung mangelt es SPD, Grünen und FDP offenbar nicht an Vorschusslorbeeren für das neue Koalitionsprogramm.

In Unternehmen zeichnet sich momentan jedoch ein weniger rosiges Bild im Hinblick auf (digitale) Weiterbildungsangebote ab. Zwar bekräftigen einer aktuellen Studie zufolge viele Entscheider die Bedeutung von Weiterbildungsangeboten im Hinblick auf Digitalkompetenzen und zeigen sich auch mit deren zunehmender Professionalisierung zufrieden – aber die dafür bereitgestellten Mittel gehen im Schnitt eher zurück. Und das mit fortschreitender Tendenz: Nur noch jeder vierte Befragte rechnet mit einer Steigerung der entsprechenden Budgets, jeder elfte Befragte geht mittlerweile sogar von weiteren Budgetkürzungen aus.

Digitalisierungsdefizite werden unleugbar

Doch klar ist: Gerade die Frage der digitalen Weiterbildung muss stärker ins Bewusstsein von Politik und Unternehmen rücken. Denn andere aktuelle Studien zu diesem Thema zeichnen ein eher ernüchterndes Bild.

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierungsdefizite Deutschlands in beschleunigtem Maße zum Vorschein gebracht. Noch immer klagt jede fünfte Schule über fehlendes WLAN oder mangelhafte Server, in deutschen Verwaltungen geht die Modernisierung der Leistungsangebote nur schleppend voran – trotz E-Government-Gesetz. Zumindest im Mittelstand wurde hierzulande die Zeitenwende deutlich schneller eingeleitet: So haben laut einer aktuellen Studie mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen die Pandemie zum Anlass genommen, innerhalb kürzester Zeit ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Doch jenseits von Homeoffice-Konzepten und New Work-Modellen für ein flexibleres Arbeiten fehlt es oftmals an nachhaltigen Ideen für eine bessere Ausbildung der Beschäftigten. Viele sind von den neuen Technologien überfordert, die in den Fachabteilungen gewohnte Abläufe ersetzen sollen und zugleich einen großen Effizienzgewinn in allen Bereichen versprechen. Eine fehlende langfristige Digitalisierungsstrategie führt außerdem dazu, dass sich nicht nur die Mitarbeitenden abgehängt fühlen – auch potenzielle Bewerber*innen sind damit schwieriger für Unternehmen zu gewinnen.

Weiterbildungsangebote für digitale Kompetenz schaffen

Um die Mitarbeiterkompetenz zu fördern und zudem im Wettbewerb um die besten Fachkräfte nicht den Anschluss zu verlieren, sind betriebliche Weiterbildungsangebote zur Erweiterung der Digitalisierungskompetenz heute unverzichtbar. Hierfür braucht es nicht nur finanzielle Anreize für Unternehmen, die ihre IT erweitern und ihre Belegschaft für Cloud Computing und Künstliche Intelligenz begeistern wollen. Wichtiger ist eine Unternehmenskultur, die das Lernen und Fördern der Mitarbeitenden zu einem zentralen Kernaspekt der Unternehmensstrategie macht und damit den Freiraum auch für langgediente Beschäftigte schafft, sich aktiv “digital” weiterzubilden.

Internetrecherchen über Wissensaneignung

Dass die meisten Unternehmen den Handlungsbedarf erkannt haben, zeigt eine Befragung von HR Pepper und der Bitkom Akademie bei knapp 700 Fach- und Führungskräften: Demnach hat das Thema Weiterbildung bei 54 % der Unternehmen einen hohen oder sehr hohen Stellenwert. Dazu gehören vor allem personalisierte, digitale Angebote, beispielsweise über entsprechende Lernplattformen oder hybride Formen wie Blended Learning-Konzepte. Auf der anderen Seite wird jedoch deutlich, dass es im Umgang mit der Digitalisierung noch großen Nachholbedarf gibt, schaut man auf eine Studie von Statista und Digital Skills Gap aus dem letzten Jahr: Während Digitalkompetenzen wie “Internetrecherchen durchführen” (beherrschen 87 % der Befragten) und “Unseriöse Nachrichtenquellen erkennen” (61 %) oftmals vorhanden sind, sieht es beim Punkt “Wissensaneignung zu digitalen Kompetenzen” (45 %) schon ziemlich mau aus. Hier machen sich die fehlenden Qualifikationsofferten seitens deutscher Arbeitgeber inzwischen bemerkbar.

Eine Frage des Gesetzgebers?

Mittelfristig wird all dies auch für die Politik ein klares Signal darstellen, in Zukunft das Augenmerk stärker auf das Thema zu richten. Denn nur mit den digital qualifizierten Mitarbeitenden von morgen lässt sich der chronische Digitalisierungsrückstand in Deutschland noch aufhalten. Die Ampel wird sich an den hohen Erwartungen auf einen frischen Wind in Deutschland, die sie mit dem Koalitionsvertrag schürt, schon bald messen lassen müssen.

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