27. November 2020
Der Maschinenbau ist einer der führenden Wirtschaftszweige in Deutschland, stark auf Export ausgelegt und geprägt durch seine hohe Komplexität. Viele Marktteilnehmer fertigen Spezialmaschinen nach ganz speziellen Kundenwünschen, und eine Vielzahl von kleinen Märkten wird von Mittelständlern bedient. Von 6.600 Unternehmen haben 95 % weniger als 500 Beschäftigte. Und gerade dort wird bei der Administration noch zu 60 % auf Papier gesetzt. Doch gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, durch mehr Effizienz in der Verwaltung die Kosten zu senken und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Fairerweise muss man sagen: Nur weil noch immer auf Papier gesetzt wird, ist die Digitalisierung noch nicht gescheitert.
Vor ein paar Jahren standen noch Effizienzgewinne im Mittelpunkt. Verdrängt wurden sie inzwischen von Wachstumschancen durch neue digitale Produkte und digitale Dienstleistungen sowie veränderte Kundenbeziehungen über Multikanalvertrieb und Customer Service. Das klingt erst einmal wie eine Selbstverständlichkeit. Auf digitale Basics wie Tools für digitale Meetings zur Abstimmung von Projekten zu verzichten, wäre in etwa so, als würde man heutzutage kein Telefon benutzen. Solche digitalen Helfer sind in jeder Branche üblich und kein Indikator für den Stand der Digitalisierung. Doch auch wenn sich laut einer Studie die Kunden im Maschinenbau mehr Möglichkeiten zum Webmeeting (55 %) und die Option zum Service-Chat (42 %) mit externen Dienstleistern wünschen – Digitalisierung im Maschinenbau ist mehr als das.
Papier ist nicht nur in der Verwaltung out: Liefert eine Maschinenbaufirma ihre Anlagen aus, kann heute gleich das passende digitale Wartungshandbuch mitgegeben werden. Spezifisch zugeschnitten auf die Konfiguration, mit exakten Anweisungen, aussagekräftigen Bildern und Live-Aktualisierung. Häufig ist auch eine Anbindung an den Ersatzteilshop des Herstellers Teil des digitalen Wartungshandbuchs. So können ohne Umwege Bestellungen bei ihm ausgelöst und so zusätzliche Erlöse im Aftersales realisiert werden.
Konstrukteure nutzen längst 3D-Daten und CAD. Die zeitnahe und umfassende Verfügbarkeit von CAD-Daten gehört zu den wesentlichen Vorteilen der Digitalisierung im Bereich Konstruktion und wird von Kunden vorausgesetzt. Die Vernetzung von Konstrukteuren mit ihren Projekten kann die Produktivität steigern. Abläufe werden beschleunigt, weil die doppelte Dateneingabe entfällt. Dies wird durch den Import von Stücklisten oder CAM-Daten ermöglicht. Mit Digitalisierungsprozessen lassen sich Standardaufgaben schneller erledigen und wiederkehrende Tätigkeiten möglicherweise ganz automatisieren. Damit erschöpft sich das Potenzial digitalisierter Prozesse jedoch noch längst nicht.
Gerade bei der Prozessoptimierung sind die Vorteile durch eine Vernetzung der Daten offensichtlich. Durch eine volle Transparenz über den Anlagenzustand lassen sich Einsatzplanung und Wartungsvorbereitung optimieren. Dank angebundener Sensoren und künstlicher Intelligenz werden durch entsprechende Apps inzwischen proaktive Wartungsempfehlungen ermöglicht. Wenn bei einer Begehung Mängel festgestellt werden, können diese in der App dokumentiert und sogenannte Incidents erstellt werden. Daraus wird dann ein Wartungs- oder Reparaturauftrag angelegt.
In Zukunft wird ein wichtiges Element der Differenzierung von Maschinenbauern der Mehrwert sein, der über digitale Services und Geschäftsmodelle zur Verfügung gestellt wird: die Plattform. Hier bietet ein Unternehmen seine Produkte, das Zubehör, die Ersatzteile und Services und eventuell auch Gebrauchtmaschinen über die eigene Plattform an. Ergänzt wird dieses Angebot von Anbietern von Rohmaterialien, Logistikdienstleistern, Finanzierungsdienstleistern oder Softwarehäusern. Der Kunde kann sich so rund um das Kernprodukt mit allen relevanten Gütern und Leistungen auf der gleichen Plattform bedienen. Die Plattformökonomie wird ähnlich zum B2C-Umfeld auch im Maschinenbau eine neue Epoche einläuten.
Bei diesen Prozessen fallen eine Vielzahl von Daten an, und die Summe steigt exponentiell jedes Jahr an. Gerade deshalb ist es wichtig, den Daten eine sichere Plattform zu bieten. Für eine optimale Verwaltung von Rechnungen, revisionsrelevanten Dokumenten, digitalen Akten und Archiven bieten sich Lösungen an, mit denen jede Abteilung den Überblick behält. Ganz gleich ob Controlling, HR oder die Rechtsabteilung – von einem Dokumentenmanagement-System (oder ECM), das von Microsoft bis SAP alle Schnittstellen bedient, profitieren alle. Das ist dann Digitalisierung.