Ein Mann in blauen Handschuhen hält einen Stapel Medikamentenflaschen in der Hand und demonstriert die Digitalisierung im Gesundheitswesen.Ein Mann in blauen Handschuhen hält einen Haufen Medizinflaschen in der Hand.

20. Mai 2019

Digitalisierung im Gesundheitswesen –
Ende des Stillstandes

Jahrelang rangen Verbände und Politik um das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen. Nun scheint endlich der Weg frei für die elektronische Patientenakte.

Auf mehr als 18.000 qm2 erstreckt sich das historische Gelände der Messe Freiburg im Norden der Stadt, unweit von Güterbahnhof und Flugplatz. Am 24. Mai wurde hier die eHealth Europe 2019, die Fachmesse für digitale Technologien im Gesundheitswesen, offiziell eröffnet, eine Premiere. Die zweitägige Veranstaltung versammelte IT-Firmen, Technologie-Experten und Start-Ups inmitten einer Phase, in der das Thema Digitalisierung allgegenwärtig ist – und doch in der Healthcare-Branche nur bedingt Euphorie auslöst. Zu zögerlich bewegt sich das deutsche Gesundheitssystem in Richtung Digital Health, zu reglementiert ist hierzulande die Nutzung von Patientendaten, zu uninspiriert agiert die Politik.

Dabei ist der Regierung der Wille, die digitale Transformation voranzutreiben, keineswegs abzusprechen. Erst 2015 wurde das E-Health-Gesetz „für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“ verabschiedet. Es soll „Anreize schaffen für die zügige Einführung und Nutzung medizinischer Anwendungen“ sowie die Förderung telemedizinischer Leistungen, wie zum Beispiel Sprechstunden via Stream oder Ferndiagnosen per Bildschirm. Doch ein Großteil der genannten Projekte auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums lesen sich wie Absichtserklärungen, die sich nicht wirklich in eine echte Digitalisierungsstrategie einfügen.

Große Pläne ohne Folgen

Das fängt schon bei der Bereitstellung digitaler Patientendaten an. 2015 wurde die elektronische Gesundheitskarte eingeführt. Diese sollte den Informationsaustausch zwischen Ärzten und Kliniken erleichtern und schrittweise die Versichertenkarte ablösen. Doch was einst 2003 als spannendes Zukunftsmodell konzipiert und unter der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt noch vollmundig verkündet wurde, ist nun – 16 Jahre und vier Minister später – kaum vorangekommen.

So müssen Patienten bei einem Arztwechsel noch immer dröge Patientenbögen ausfüllen, um den behandelnden Arzt über Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahmen und Allergien zu informieren. Weder die Ärzte noch die Krankenkassen waren in der Lage, das Projekt entscheidend voranzutreiben, und argumentierten mit den hohen Kosten für die Umstellung und dem administrativen Aufwand.

Vom Digitalisierungsgesetz zur digitalen Patientenakte

Nun soll ein erneuter Versuch gestartet werden: Im Rahmen seines Entwurfs für das Digitalisierungsgesetz kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn die Einführung der elektronischen Patientenakte für 2021 an. Spätestens bis dahin müssen die Kassen den Versicherten die Umstellung und somit den Zugriff auf die eigenen Daten per Smartphone oder Tablet gewährleisten. Darüber hinaus sollen bald auch Gesundheits-Apps auf Rezept verschrieben werden dürfen. Bluthochdruckpatienten dokumentieren in Zukunft damit ihre Werte, Diabetiker sollen digitale Tagebücher führen müssen. Auch die Einnahme von Medikamenten lässt sich über diese Anwendungen protokollieren.

Darüber hinaus soll die sogenannte Videosprechstunde bald zum medizinischen Alltag gehören und die Telemedizin damit zu einer festen Säule des Leistungsrepertoires der Ärzte werden. Sowohl der GKV-Spitzenverband als auch die Kassenärztliche Vereinigung zeigten sich erfreut über den Vorstoß des Gesundheitsministers. Unumstritten sind die Pläne jedoch nicht, gerade aufgrund der datenschutzrechtlichen Bedenken hinsichtlich der elektronischen Patientenakte.

Klinikum Friedrichshafen als Vorreiter

Dabei ist die elektronische Patientenakte schon längst im Einsatz – und mit Erfolg, wie das Beispiel des Klinikums Friedrichshafen zeigt. Bereits 2015 hatte der Vorstand beschlossen, die Dokumentation und den Dokumentenfluss innerhalb der Einrichtung nicht nur zu optimieren, sondern weitestgehend zu digitalisieren und damit das Lager von Papier zu befreien. Stattdessen werden die Patientenakten nun revisionssicher im digitalen Archiv des Enterprise Content Management Systems enaio® aufbewahrt. Die aufwändige Suche nach Patientendaten entfällt, dafür profitiert die Einrichtung von einem schnelleren Informationsfluss, zum Beispiel bei der Übergabe von Unterlagen an das medizinische Controlling nach der Entlassung des Patienten.

Diese und andere positive Erfahrungen sollten auch auf der diesjährigen eHealth Europe in Freiburg zur Sprache kommen – so wünschten es sich jedenfalls die Veranstalter. Schließlich geht es darum, den Menschen eine bessere Betreuung zu ermöglichen und fernab behördlicher Verwaltungsaufgaben den Fokus auf deren Gesundheit zu legen. Für all jene Fachbesucher der Messe, die sich auch für die kunstvolle Würdigung des Menschen nach dessen Ableben interessierten, gab es zudem ein attraktives Angebot für ihren Besuch im Schwarzwald: Die Besucher erhielten 10 % Rabatt auf den Eintritt für die zeitgleich stattfindende Ausstellung „Körperwelten“.

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