23. November 2021
Flächendeckendes Homeoffice in Deutschland war noch vor wenigen Jahren eine Utopie für notorische Weltverbesserer gewesen. Dem Wunsch vieler Angestellter, Politiker, Verbände und sogar Gewerkschaften nach mehr Flexibilität stand augenscheinlich ein Verständnis für Arbeit gegenüber, das älter war als die Dampfmaschine. Arbeit im Homeoffice – oder das rechtlich abgeschwächte “mobile Arbeiten” – war für viele Angestellte ein Zauberwort, das Stressfreiheit, Zufriedenheit und Flexibilität versprach. Bei vielen Geschäftsleitungen galt es hingegen als rotes Tuch – oder allenfalls als netter Benefit, der halt ein Lippenbekenntnis wert war.
Die Erfahrungen der vergangenen beiden Pandemiejahre haben uns als Gesellschaft viel gelehrt. Sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite wurden Erfahrungswerte gemacht, die die kollaborativen Arbeitsweisen und Investitionen auch nach der weltweiten Pandemie auf Jahre hin prägen werden. Daher hier für die Nachwelt festgehalten: die Top 11 der Vorurteile über das Homeoffice aus der Zeit vor Corona.
Das bekannteste Klischee über die Arbeit im Homeoffice ist auch das überholteste. Viele Studien zeigen: Auch in den eigenen vier Wänden wird viel geleistet, und wenn die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden, erreichen viele sogar mehr als am klassischen Arbeitsplatz.
Denn: Homeoffice verlangt zwar vom Angestellten einen Hauch mehr Disziplin, aber es befreit auch von unnötigen Druckfaktoren wie Lärm im Büro, Micromanagement, Kolleg*innen mit schlechtem Atem, Telefonate anderer Leute oder (im schlimmsten Falle) gar Mobbing. Kommt dazu noch die Möglichkeit, sich Arbeitszeiten frei einzuteilen, kriegen viele Angestellte auf einmal mehr erledigt als früher in einen “klassischen” Achtstundentag gepasst hätte – denn viele nutzen die Flexibilität, ihren Arbeitstag um ihre eigenen Leistungs- und Aufmerksamkeitsspitzen herumzubauen.
Ein weit verbreitetes Scheinargument war die These, tägliche Präsenz im Büro würde die “Unternehmensbindung” fördern – und Homeoffice wäre dieser folglich abträglich. Dies mag zwar sein – aber als Faktor kommt es wohl erst lange nach wichtigeren, aber meist stiefmütterlich behandelten Punkten wie guten Gehältern, respektvollem Umgang und nachhaltiger Sinnhaftigkeit der Tätigkeiten.
Natürlich kann der Plausch in der Kaffeeküche oder eine gemeinsame Zigarettenpause ein wichtiger Faktor bei der langfristigen Zufriedenheit der Angestellten sein. Clevere Personalabteilungen haben daher dafür gesorgt, dass auch im Homeoffice gemeinsame Termine mit sozialer Komponente betrieben werden, etwa virtuelle Kennenlernrunden für neue Angestellte oder unternehmensweite “Townhall”-Meetings.
Manche lieben sie, manche hassen sie – aber ohne ein ordentliches Meeting ist der Büroalltag irgendwie nicht derselbe. Eine große Sorge, die viele Altvordere vor der Pandemie umtrieb, galt daher ihren heiß geliebten Meetings.
Doch auch hier haben viele Abteilungen positive Erfahrungen sammeln können: Nach einer gewissen Ein- und Umgewöhnungsphase konnten selbst meeting-wütige Kollegenkreise den Arbeitstag genauso schnell virtuell vergeuden, wie man das früher physisch getan hat …
Eine weitere These, die unter Anhängern des Faxgeräts sich noch großer Beliebtheit erfreute. Auch hier lässt sich beobachten, dass der Austausch unter den Angestellten keinesfalls abgestorben ist. Social Networks und DMs sind mittlerweile so Teil unserer Kultur, dass Firmenchats und interne Wikis keine Kulturschocks mehr verursachen sollten. Und Stichwort Wiki: Wie sich herausstellt, funktioniert Wissenstransfer besser, wenn er nicht zufällig auf dem Flur stattfindet – sondern man zufällig auch gerade die passenden Links oder Unterlagen mitsenden kann, weil sie beim kollegialen Plausch am Laptop ohnehin nur einen Klick entfernt waren.
Auch hier geben die realen Zahlen Entwarnung: Zwar hat sich während der frühen Corona-Lockdowns der gesamtwirtschaftliche Krankenstand tatsächlich leicht erhöht, allerdings führen Forscher dies auf die gesenkte Hemmschwelle zurück, selbst bei leichten Grippesymptomen einen vorsorglichen Krankenschein ausstellen zu lassen. Über den Sommer 2020 sank der statistisch ermittelte Krankenstand allerdings wieder unter die Vergleichswerte der Vorjahre. Was ja auch empirisch Sinn macht: Ohne physische Präsenz am Arbeitsplatz fällt einer der größten Infektionsrisiken von Arbeitnehmern schlicht weg.
Diesem Klischee liegt ein wahrer Kern zu Grunde: In der Tat waren vorausschauende Firmen mit guter IT zu Beginn der Pandemie weitaus besser dafür gerüstet, die homeoffice-bedingten Umstellungen abzufedern. Und auf internationaler Ebene standen auch Länder mit gut ausgebautem Internet besser da als Länder wie Deutschland, wo ganze Generationen von Politiker*innen den flächendeckenden Breitbandausbau verschlafen haben. Und dennoch: Mit kreativem Einsatz der richtigen Tools und einem positiven Mindset meistert das Gros aller Fachabteilungen heute das remote Arbeiten besser, als man sich das noch vor wenigen Jahren hätte ausmalen können.
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Um die Angestellten fit für Homeoffice zu machen, muss ein Unternehmen natürlich Geld in die Hand nehmen. Firmen-Business hat nichts auf Privatrechnern zu suchen und Telefonate sollten nicht über Privatnummern geführt werden müssen. Und die Firmen-IT muss die nötigen Software-Lösungen erhalten, um das optimale Maß an Kollaboration zu ermöglichen.
Was dabei aber übersehen wird: Diese Investitionen zahlen unglaubliche Dividenden. Bessere Software-Lösungen steigern die Effizienz und senken den Personalbedarf. Mitarbeitende im Homeoffice bezahlen die Strom- und Heizkosten sozusagen aus eigener Tasche und müssen sich selbst um “Benefits” kümmern. Und wer in der Krise unverhofft zu vollen Auftragsbüchern kommt, kann beliebig viele neue “Hires” einstellen, ohne sich Sorgen um Bürofläche oder Parkplätze zu machen.
Haben Sie je versucht, einen Fließtext für Ihr Unternehmen zu schreiben, wenn ein paar Kolleg*innen das Großraumbüro gerade zu einem Ad hoc-Meetingroom erklärt haben? Lieben Sie es, die Telefonate Ihrer Abteilung den ganzen Tag mitzuerleben? Oder fließen Ihre kreative Säfte nur, wenn Sie den Lärm aus der Fertigung stundenlang dumpf im Hintergrund wahrnehmen?
Der große Vorteil am Homeoffice: Es erlaubt einen Grad an Individualität, die in einem zentralisierten Arbeitsplatz zu schierer Anarchie führen würden. Aber durch die selbstbestimmte Optimierung auf die jeweiligen Bedürfnisse (und Macken) Ihrer Angestellten können diese in sich Potenziale entfalten, die im berüchtigten “Bürotrott” niemals möglich gewesen wären.
Die meisten Menschen streben auch ein eher reines Gewissen an: Wer unabdingbar abgelenkt war – sei es durch Paketboten, kranke Kinder oder eine zu verspielte Hauskatze – neigt automatisch dazu, dies mit intensiverer (oder längerer) Arbeit zu kompensieren. Diese Leistungsspitzen kommen natürlich nicht auf, wenn man sich nach acht Stunden Büro bloß an der Stechuhr verabschiedet.
Ein Standpunkt, den nicht nur leidenschaftliche Micro-Manager*innen oft vertreten: die Vorstellung, dass ein Meeting irgendwie produktiver oder eine E-Mail auf magische Weise besser formuliert geworden wäre, wenn nur alle Beteiligten vor Ort gewesen wären.
Tatsache ist, dass Homeoffice tatsächlich auch eine Typenfrage ist: Extrovertierte Charaktere oder begnadete Teamarbeiter*innen tun sich anfangs ungewohnt schwer. Aber im Umkehrschluss gewinnen stille oder eher introvertierte Kolleg*innen so auch ihre Chance, im Rampenlicht zu stehen. Wenn nicht mehr Körpersprache, Aussehen und Parfums bestimmen, wer ernst genommen wird und wer nicht, kann die Qualität der abgelieferten Ergebnisse objektiv gesehen eigentlich nur steigen.
Okay.
Erwischt.
Finden wir auch – und sagen daher: lieber einfach mal machen!
Sowohl vor als auch nach Ausbruch der Pandemie war das Thema Homeoffice sehr emotional besetzt: Arbeitgeber fürchteten sich vor dem Verlust ihrer Autorität, Angestellte erhofften sich vom Homeoffice manchmal mehr, als ein simpler Tapetenwechsel leisten kann. Fakt ist: Die Heimarbeit macht aus innerlich Gekündigten auch keine Leistungsträger mehr, und eine schon vorher dysfunktional geführte Firma nicht zum Fortune 500-Wunder. Wo es aber passt, kann Homeoffice nicht nur einen sinnvollen Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise leisten, sondern auch wie eine “Frischzellenkur” für alte Arbeitsmuster und überkommene Prozesse dienen. Und Hersteller von Jogginghosen frohlocken.