Ein Laptop mit einem digitalisierten Buch auf blauem Hintergrund, das die Verschmelzung von Technologie und Bildung darstellt.Ein Laptop mit einem digitalisierten Buch auf blauem Hintergrund, das die Verschmelzung von Technologie und Bildung darstellt.

15. Juli 2021

Digitalisierung und Bildung auf dem Prüfstand

Von Patrick Hilpisch

Es ist eine Frage, die schon vor Beginn der Corona-Pandemie ein Dauerbrenner war: Wie kommen Digitalisierung und Bildung in Deutschland zusammen?

Dabei geht es jedoch nicht nur um die grundlegende Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit Tablets und Laptops. Wenn die Schulen zum Infektionsschutz leer bleiben müssen, der Lehrstoff aber weiterhin vermittelt werden muss, offenbaren sich die wahren (infra-)strukturellen Probleme. Mangelhafte Internetverbindungen, fehlende Medienkompetenz auf der lehrenden sowie der lernenden Seite und datenschutzrechtliche Zweifel rund um die Softwarenutzung bremsen die Entwicklung ganzer Jahrgänge aus. Schüler und Schülerinnen, eigentlich Digital Natives, scheinen sich plötzlich nicht mehr in ihrem natürlichen Umfeld zu Hause zu fühlen. Und für alle Beteiligten kommt die Frage auf: Wie stellen wir eine stabile und sichere Kommunikation und einen flüssigen Informationsaustausch sicher?

Bildung in einer digitalisierten Welt

Der letzte Nationale Bildungsbericht des Bundesforschungsministeriums erschien im November 2020. Er umfasst 376 Seiten und nimmt bereits die Auswirkungen von Corona auf den Bildungssektor auf. Ernüchterndes Fazit: Vor allem bei der frühen Bildung gibt es einen großen Entwicklungsbedarf. Nicht nur was die Ausstattung mit digitalen Lehrmitteln angeht, sondern primär, wie mit den bestehenden Technologien und Tools umgegangen, gelehrt und gelernt wird. Das große Schlagwort, das in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist Educational Technology (EdTech).

Mit EdTech sollen neue Lernformate und ein kompetenterer Umgang mit digitalen Lehrmedien etabliert werden. Integrale Bestandteile sind dabei Technologien wie Künstliche Intelligenz und Virtual Reality. Besonders Start-ups gelten hier als Hoffnungsträger. Sie sollen mit neuen und innovativen Tools frischen Wind in die Bildung bringen sollen. Noch ist die EdTech-Landschaft in Deutschland im europäischen Vergleich eher dünn besiedelt. Doch der lauter werdende Ruf nach mehr staatlicher Förderung könnte das bald ändern.

Eine Gruppe von Kindern erlebt die Digitalisierung im Bildungswesen durch den Einsatz von VR-Headsets in einem Klassenzimmer.

Mit Educational Technology in die Bildung von morgen

EdTech-Startups sind nicht alleine von staatlichen Initiativen abhängig. E-Learning-Angebote wie GoStudent oder Knowunity  wecken mit ihrer wachsenden Beliebtheit das Interesse von solventen Investoren. Und hier fließen gerne mal Millionenbeträge. Die österreichische GoStudent GmbH hat jüngst in einer Finanzierungsrunde 70 Millionen Euro erhalten. Unter den Investoren war unter anderem der einstige Spotify-Geldgeber Coatue. Die GoStudent-Plattform bedient den deutschsprachigen Nachhilfe-Markt und vermittelt Nachhilfe-Lehrer und Schüler. Sie stellt dabei die technische Infrastruktur für bislang 16 Nachhilfefächer. Hier wird frischer Wind in einen Sektor gebracht, der lange Zeit von marktbeherrschenden Anbietern wie der Schülerhilfe und dem Studienkreis dominiert wurde.

Das Start-up Knowunity will mit seiner App Schülern einen digitalen und effektiven Schulalltag ermöglichen. Als eine Art Social-Media-Plattform für Schüler bietet sie Buchzusammenfassungen, digitale Karteikarten, Präsentationen, Nachhilfe und weitere Lerninhalte – unkompliziert und nutzerfreundlich. Knowunity drängt mit diesem durch die Homeschooling-Welle erfolgreichen Konzept nun auf den internationalen Markt. Gegründet wurde das Start-up von zwei Schülern, die ihre unmittelbare Nähe zu den Fallstricken und Problemen des Schulalltags nutzen konnten. Nach dem Motto: Schüler helfen Schülern.

Ein Bild eines digitalisierten Tablets mit einer Abschlusskappe darauf, das die Schnittstelle zwischen Bildung und Digitalisierung symbolisiert.

Aus bestehenden Lösungen das Beste heraus­holen

Bei all dem wird klar: Das Problemkind “Digitalisierung und Bildung” ist bekannt und es tun sich immer mehr schlaue Köpfe zusammen, um adäquate Lösungen wie etwa interaktive Lern-Tools zu finden. Neben dem zeitgemäßen Vermitteln von Lerninhalten sind es aber auch administrative Digitalisierungslücken, die den Bildungssektor unnötig lähmen. Und das vor allem auf universitärer Ebene. Beratung und Unterstützung bietet hier etwa das CHE – Centrum für Hochschulentwicklung an. Mit Peer-to-Peer-Strategieberatung richtet sich das CHE an Hochschulleitungen, um strategische Prozesse zur Digitalisierung in Studium und Lehre anzustoßen.

Unabhängig davon gehen einige Universitäten bei der Verwaltung und Bereitstellung der Daten ihrer Studierenden eigene digitale Wege. Sie setzen auf bestehende innovative Technologien – zur zentralen Verwaltung der Immatrikulierten, der Lehrmaterialien, der Seminarplanung und der Übermittlung von Noten und Bewertungen. Die Northern Business School will ihr zentrales Content-Management-Systemyuuvis® RAD, nicht nur für solche Zwecke nutzen. In einem Forschungsprojekt gemeinsam mit OPTIMAL SYSTEMS entwickelt die Hamburger Hochschule eine innovative Lösung. Dabei wird die Veranstaltungs- und die Raumplanung mit der Gebäudetechnik für eine digitale Raumsteuerung gekoppelt. Heizung, Lüftung und Licht sind dann abhängig von der geplanten Raumnutzung steuer- und prüfbar.

Technologien nutzen und verfeinern

2025 wird PISA eine Bewertung des „Lernens in der digitalen Welt“ veröffentlichen. Ob sich in den kommenden vier Jahren, die Strukturen und Herangehensweisen im Bildungssektor genügend digitalisiert haben, steht spätestens dann erneut auf dem Prüfstand. Corona hat zuletzt vieles beschleunigt. Die Digitalisierung wird bis dahin aber nicht stillstehen. Sie wird sich immer schneller weiterentwickeln. Deshalb müssen die Grundlagen und Kompetenzen so früh wie möglich vermittelt werden. Umso notwendiger ist es, die hierfür bereitstehenden Tools und Technologien einzusetzen und zu verfeinern. Damit die Lösung und nicht das Problem zum Dauerbrenner wird.

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