13. Mai 2020
Nicht erst, seit halb Deutschland im Homeoffice arbeitet und sich bei Videokonferenzen auf Zoom, Teams und Skype verlässt, wird uns eines wieder bewusst: Unsere IT-Infrastruktur ist wie der Welthandel längst globalisiert. Das birgt Chancen – und Risiken. Und soll sich jetzt ändern.
Server, digitale Endgeräte, Betriebssysteme, Microchips: Bei der digitalen Ausrüstung von Büros und Infrastruktur müssen sich deutsche Unternehmen zwangsläufig auf Hersteller und Ausrüster aus Übersee verlassen, vor allem aus den USA und China. Unter den fünf größten PC-Herstellern der Welt findet sich kein einziges europäisches Unternehmen. Server werden ausschließlich auswärts gefertigt. Darunter leidet zwar nicht die Qualität. Doch bei der Diskussion um IT-Sicherheit vor nicht ganz zwei Jahren wurde eines deutlich: Datenlecks, Überwachung und Industriespionage sind ganz reale Bedrohungen.
Seitdem hat sich zwar das Bewusstsein gewandelt, doch die Abhängigkeit ist geblieben. Im Normalbetrieb spielt das keine Rolle. Doch in der Krise, die mit Lieferengpässen einhergeht und in der die unterschiedliche Handhabung der Datenschutzbestimmung als Sicherheitsrisiko wahrgenommen wird, wächst die Erkenntnis: Ohne eigene europäische Lösungen kann eine totale Abhängigkeit zu einer Bedrohung des Geschäftsmodells werden. Auch wenn eine Software besonders aktuell ist und deshalb häufig genutzt wird, ist man ihren Schwachstellen ausgeliefert. Jüngste Vorfälle mit Zoom-Konferenzen haben gezeigt, dass Software mit Sicherheitslücken in manchen Fällen das Einfallstor für die Verbreitung von Malware sein kann oder eine Hintertür für unerwünschte Besucher offenstehen lässt, die dann andere Konferenzteilnehmer beleidigen.
Laut einer aktuellen Umfrage von Civey unter 500 IT-Experten ist die Abhängigkeit bei Bürosoftware, Endgeräten und Netzwerk- und Cloudtechnologie zu groß, um ruhig schlafen zu können. Sie wünschen sich mehr Rechenzentren in Deutschland (24 %), mehr europäische IT-Anbieter (23 %) oder offene Standards für Datenaustausch (52 %).
Doch wie soll das gehen, wenn die Anbieter nicht da sind? Oder sind sie das, aber die Lösungen sind nicht attraktiv genug? Vielleicht liegt es auch an der Bekanntheit. Aber manchmal muss man nicht mal besonders lange suchen. Die TeamViewer AG, ein weltweit führender Software-Anbieter von Remote-Konnektivitätslösungen, erlebt an der Börse gerade ein Kursfeuerwerk. Die Aktie verteuerte sich um mehr als ein Drittel. Das liegt auch an der gestiegenen Nachfrage nach der Fernsteuerungssoftware, mit der man von zu Hause auf den Bürorechner zugreifen kann.
Eine deutsche Alternative zu Zoom, Skype oder Teams ist mit meetyoo ebenfalls längst erhältlich. Der führende Anbieter für Digitale Events und virtuelle Konferenzen in Europa erfüllt die hohen Datenschutzstandards der EU.
Und die Cloud? Das europäische Digital-Großprojekt Gaia-X wird zur Stärkung der Industrie im internationalen Wettbewerb beitragen. Ziel ist der Aufbau einer europäischen Cloud durch viele kleine geografisch verteilte Edge-Rechenzentren mit offener Cloud-Anbindung. Sie soll die sichere Digitalisierung und Vernetzung der Industrie ermöglichen und als Basis für den Einsatz neuer KI-Anwendungen (Künstliche Intelligenz) dienen. Eine vernetzte Dateninfrastruktur als Wiege eines vitalen europäischen Ökosystems?
Die Rahmenbedingungen für digitale Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sind heute besser denn je. Ende letzten Jahres hatte die neue Europäische Kommission angekündigt, Europa zum Vorreiter im digitalen Bereich zu machen. Neue politische Strategien und Rahmen sollen Europa künftig in die Lage versetzen, modernste digitale Technik einzuführen und seine Cybersicherheitskapazitäten zu stärken.
Wann, wenn nicht jetzt, ist die beste Gelegenheit dazu.
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