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24. Februar 2022

Cloud Com­pu­ting ent­schlüs­selt – Teil 2: Pub­lic, Pri­vate, Hy­brid Cloud

von Stephanie Schuldes

Heutzutage ist es praktisch unmöglich, Entscheidungen über die IT-Infrastruktur zu treffen, ohne die Grundlagen des Cloud Computing zu verstehen. Diese Mini-Serie führt Sie durch die Grundlagen. Im ersten Teil wurden die verschiedenen Servicemodelle (IaaS, PaaS, SaaS) vorgestellt. Heute befassen wir uns mit den Cloud-Bereitstellungsmodellen und erklären, was es über Public, Private und Hybrid Cloud-Szenarien zu wissen gibt.

Was ist Public Cloud?

Die Public Cloud ist wahrscheinlich das bekannteste Modell. Sie ermöglicht es vielen Nutzenden, über das öffentliche Internet Zugang zu Diensten zu erhalten. Die Daten der Nutzenden werden getrennt gehalten, sodass sie nur auf ihre eigenen Daten zugreifen können (Multitenancy).

Anwendungsszenarien

  • Endbenutzeranwendungen, wie E-Mail, Dokumenten- und Fotospeicherung usw.
  • Entwicklungsumgebungen für Unternehmensanwendungen, einschließlich Tests und Bereitstellung
  • Zusätzliche Ressourcen für das Outsourcing bei hoher Auslastung

Vorteile

  • Eine breite Palette von Diensten ist verfügbar.
  • Abonnementmodelle ermöglichen flexible Kosten, und oft ist ein kostenloser Einstieg möglich.
  • Bietet hohe Skalierbarkeit
  • Die interne IT und Entwicklung wird durch die Auslagerung des Infrastrukturmanagements entlastet.

Nachteile

  • Die Integration von Altsystemen ist schwierig oder unmöglich.
  • Durch die geringere Kontrolle über die Infrastruktur können Compliance- und Datenschutzanforderungen möglicherweise nicht erfüllt werden (z. B. erfordert die Speicherung von Daten, die unter das GDPR-Gesetz fallen, in US-amerikanischen Clouds besondere rechtliche Regelungen).
  • Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit öffentlichem Internetzugang
  • Unnötige Kosten (höhere TCO) aufgrund eines mangelnden Verständnisses der tatsächlich benötigten Ressourcen
Public Cloud und Private Cloud sind zwei unterschiedliche Modelle für die Bereitstellung und Verwaltung von Computerressourcen. Der Hauptunterschied zwischen ihnen liegt im Grad der Kontrolle und Sicherheit, die sie bieten. Public Cloud bezeichnet einen Dienst, der von angeboten wird

Was ist Private Cloud?

Bei einer Private Cloud ist der Zugang zu Diensten und Ressourcen auf ein einzelnes Unternehmen beschränkt und steht der Allgemeinheit nicht zur Verfügung. Der Betrieb erfolgt entweder im Unternehmen selbst oder in einem Rechenzentrum, das von einem Drittanbieter verwaltet wird.

Anwendungsszenarien

  • Regulierte Branchen
  • Die Verarbeitung sensibler Daten erfordert die Kontrolle über Datenschutz- und Sicherheitsmechanismen.
  • Größere Kontrolle über das Rechenzentrum ist erforderlich.
  • Das Budget für den Betrieb eines eigenen Rechenzentrums einschließlich aller sicherheits- und leistungsrelevanten Faktoren ist vorhanden.

Vorteile

  • Exklusive Umgebung für die eigene Organisation
  • Bessere Erfüllung von Datenschutz- und Compliance-Anforderungen durch Zugriffsbeschränkung und individuelle Datenverarbeitungsregelung
  • Skalierbarkeit und Flexibilität ohne Abstriche bei der Sicherheit
  • Eine maßgeschneiderte Architektur ist möglich.
  • Die Integration mit Altsystemen ist möglich.

Nachteile

  • Teurer als Public Cloud, insbesondere wenn Ressourcen nur kurzfristig benötigt werden
  • Mögliche Einschränkungen beim mobilen Arbeiten aufgrund erhöhter Sicherheitsvorkehrungen
  • Die Skalierbarkeit wird durch die spezifische Implementierung des Rechenzentrums bestimmt (begrenzt bei On-Premises).
  • Die Wartungs- und Compliance-Verantwortung des Unternehmens ist größer als bei der Public Cloud.

Was ist Hybrid Cloud?

Eine Hybrid Cloud ist eine Kombination aus öffentlichen und privaten Clouds. Ziel ist es, eine einheitliche und vernetzte Umgebung zu schaffen, die eine nahtlose Skalierung und Migration von Anwendungen ermöglicht, die auf Daten aus jeder Cloud zugreifen können, ohne sich um die zugrundeliegende Infrastruktur zu kümmern. Ermöglicht wird dies durch Cloud-native Technologien, bei denen Portabilität, Virtualisierung und Automatisierung im Vordergrund stehen:

  • Microservices implementieren spezifische Funktionen als wiederverwendbare und unabhängige Komponenten.
  • Container bieten die Umgebung, in der Microservices ausgeführt werden können, und werden von einer Plattform wie Kubernetes automatisch in Cloud-Umgebungen bereitgestellt und orchestriert.
  • Die Infrastruktur-Virtualisierung ermöglicht es Entwickler:innen, jede beliebige Umgebung nach Bedarf zu erstellen und dabei Ressourcen aus verschiedenen Clouds oder vor Ort zu nutzen.

Laut dem Red Hat Global Tech Outlook 2022 nutzen 30 Prozent der Unternehmen eine hybride Cloud, während der Anteil der reinen öffentlichen oder privaten Cloud zurückgegangen ist.

Anwendungsszenarien

  • Vorübergehende Ergänzung von Private Cloud-Ressourcen bei Lastspitzen
  • Bereitstellung von SaaS-Anwendungen über sichere Netzwerke
  • Ein strategischer Schritt zum Wechsel von On-Premises zu Cloud Computing

Vorteile

  • Durch die Kombination der Flexibilität der öffentlichen Cloud mit der individuellen Anpassungsfähigkeit der privaten Cloud erhalten Sie das Beste aus beiden Welten.
  • Ermöglicht die Auswahl der besten Cloud-Services von verschiedenen Anbietern und deren Kombination zur Erfüllung der Geschäftsanforderungen und Anwendungen
  • Die Automatisierung der Bereitstellung erlaubt es, Workloads nach Bedarf zu verschieben.
  • Daten können unter Berücksichtigung des jeweils erforderlichen Sicherheitsniveaus gespeichert werden.
  • On-Premises-Systeme können integriert werden, sodass ein schrittweiser Übergang in die Cloud oder ein Outsourcing nur bei Lastspitzen möglich ist und frühere Investitionen geschützt werden (alte Systeme können weiter genutzt werden).
  • Neue Analyse- und Automatisierungsmöglichkeiten (KI/ML) ermöglichen Innovationen und damit die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
  • Es besteht eine erhöhte Ausfallsicherheit durch die Verteilung der Daten auf mehrere Rechenzentren.

Nachteile

  • Die Kostenkontrolle wird durch mehrere Umgebungen und Dienste erschwert.
  • Die IT-Umgebung wird immer komplexer.
  • Mehrere Dienste und Umgebungen müssen integriert werden.

Die Nut­zung von Cloud-Diensten muss stra­te­gisch ge­plant wer­den

Bei der Entscheidung, welche Cloud-Architektur für die eigenen Bedürfnisse am besten geeignet ist, muss eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt werden. Die Zuverlässigkeit, Leistung und Sicherheit von IT-Umgebungen sind für die Geschäftskontinuität bei einem Umzug in die Cloud entscheidend.

Einige technologische, personelle und finanzielle Anforderungen, die berücksichtigt werden müssen, sind zum Beispiel:

  • Wie hoch ist das Budget?
  • Über welche Fähigkeiten verfügt das Team?
  • Wie schnell muss ein Ergebnis zur Verfügung stehen?
  • Wie komplex sind die Anforderungen an das Ergebnis?
  • Wie viel Flexibilität müssen die eingesetzten Werkzeuge bieten?
  • Welche Art von Anwendung soll entwickelt werden (Einzelsystem für eine:n Kund:in, eCommerce-Plattform für viele Kund:innen usw.)?
  • Wie sind die Anforderungen an Datenschutz, Compliance usw.?
  • Welches sind die Anwendungsszenarien (z. B. interne Zusammenarbeit vs. externe kundenrelevante Dienste wie eCommerce-Systeme)?

Eine aktuelle Techconsult-Studie zum Cloud-Einsatz im deutschen Mittelstand zeigt, dass die Nutzung verschiedener Cloud-Architekturen je nach Unternehmensgröße variiert. Demnach wird die Private Cloud am häufigsten von mittelständischen Unternehmen (500–999 Mitarbeitende, 55 Prozent) genutzt. Große Unternehmen setzen sowohl die Hybrid Cloud als auch die Private Cloud gleichermaßen ein (43 Prozent). Kleine Unternehmen (50–99 Mitarbeitende) nutzen am ehesten eine reine Public Cloud. Generell nehmen hybride Clouds und Multi-Clouds zu, insbesondere in kleineren mittelständischen Unternehmen (100–499 Mitarbeitende) und in der Hälfte der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden; reine Private Clouds sind rückläufig.

Fazit

Cloud Computing ist bereits ein wesentlicher Bestandteil der meisten IT-Infrastrukturen, und insbesondere die Hybrid Cloud entwickelt sich schnell zu einem wichtigen Baustein für neue Anwendungen und Umgebungen. Da die Bereitstellungsmodelle, Preismodelle und Servicefunktionen von IaaS, PaaS und SaaS konvergieren, kann es schwierig sein, zu bestimmen, welches Modell am besten zu Ihren Betriebsanforderungen passt.

Eine gute Faustregel ist die Verwendung einer Private Cloud-Infrastruktur, wenn Sicherheits- und Compliance-Bedenken schwerer wiegen als Kostenüberlegungen. Die Verwendung einer Public Cloud-Infrastruktur hat Vorrang in Situationen, in denen allein die Kosten eine Rolle spielen. Das Hybridmodell stellt einen attraktiven Kompromiss zwischen den beiden anderen Modellen dar, wenn Sicherheit und Compliance ebenso wichtig sind wie Flexibilität und die Integration von On-Premises-Anwendungen. Die Entscheidung für eines der drei Modelle hängt überdies ab von Faktoren wie Art, Umfang und Workloads der zu entwickelnden Anwendung sowie von Budget, Teamfähigkeiten, Zeitplan und Compliance-Anforderungen.

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