Überblick
“Unternehmen müssen heute begründen, warum ihre Mitarbeiter ins Büro kommen sollen. Früher war es genau umgekehrt”, sagt Dr. Theresa Treffers, Verhaltenswissenschaftlerin und Professorin an der Privatuniversität Schloss Seeburg und Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TU München.
In ihrer Arbeit geht sie der Digitalisierung als Change-Prozess auf den Grund – und stellt dabei fest, dass die Veränderungen teilweise schon weiter fortgeschritten sind, als viele annehmen.
Welchen Einfluss haben die eingesetzten Technologien auf unser Verhalten sowie unsere Arbeitsweise? Und woran liegt es, dass das Führungsverhalten in den meisten Unternehmen den Entwicklungen durch die digitale Transformation nicht immer gerecht wird? In der 19. Episode von BAM! gehen wir mit Dr. Treffers diesen Fragen auf den Grund.
Im Gespräch

Dr. Sabine Holl
Die promovierte Politologin und ausgebildete Journalistin schrieb für verschiedene Tageszeitungen und Wirtschaftsmagazine wie den Harvard Business Manager und war als Pressesprecherin tätig.

Dr. Theresa Treffers
Dr. Theresa Treffers lehrt an der Privatuniversität Schloss Seeburg und ist Verhaltenswissenschaftlerin am Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TU München. Zu ihren Schwerpunkten gehören die Themen Entrepreneurship, Strategisches Management sowie die quantitative und experimentelle Verhaltensforschung.
Jetzt reinhören
Das Mobile Office ist der neue Standard
Neue Verhaltensmuster im Digitalisierungskontext
Change Management ist ein nur scheinbar überholter Begriff aus dem vorigen Jahrhundert. Vielmehr beschreibt er treffend, was die Digitalisierung heute von uns verlangt: eine Verhaltensänderung, die in diesem Fall technologiegetrieben ist. Die Verhaltenswissenschaftlerin Theresa Treffers ist Professorin an der Privatuniversität Schloss Seeburg und arbeitet am Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TU München und hat sich in ihrer Arbeit auf den Bereich Innovation und Organisation spezialisiert. In dieser Folge BAM! – Bytes and More räumt sie auf mit dem Vorurteil, die Hürden der Digitalisierung fänden sich vor allem an der Basis. “Die große Herausforderung ist vielmehr das Zusammenspiel zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden”, weiß Treffers, die dazu auch gerade eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht hat.
Von Offline- zu Online-Prozessen
Eigentlich ist ihr Untersuchungsgegenstand das Unternehmen. “Da aber jedes Unternehmen auch eine Zusammensetzung von Individuen ist, wird deren Verhalten im Kontext der Digitalisierung für mich interessant”, sagt Treffers. Die Kernfrage ihrer Untersuchung: Wie können uns digitale Technologien helfen, unser Verhalten im Unternehmen zu optimieren? “Viele versuchen, Offline-Prozesse schlicht in Online-Prozesse zu übersetzen”, ist dabei ihre Beobachtung. Das Problem: “Die Prozesse müssten vielmehr neu gedacht werden, um zu erkennen, wo sie aufgrund neuer technologischer Möglichkeiten sinnvolle Verhaltensänderungen zulassen.” In die Praxis übersetzt heißt das: Wo hybrid oder virtuell gearbeitet wird, entstehen andere Anforderungen an Autorität, Führung und Kooperation. Und die Frage: “Wie komme ich von der analogen zu einer guten virtuellen Zusammenarbeit?”
Mehr Vertrauen, mehr Selbststeuerung
Skills und Kompetenz werden wichtiger als Hierarchien, Vertrauen entscheidet mehr über Erfolg und Qualität als Kontrolle, Selbststeuerung im Team und Selbstverantwortung des Einzelnen geben Führungskräften mehr Raum für neue, kreative Aufgaben – und ermöglichen ein Arbeiten mit weniger Störung und Unterbrechungen. Denn, so Theresa Treffers: “New work needs inner work – gerade Wissensarbeiter benötigen konzentrierte Arbeitszeit am Stück, um in einen Flow zu kommen, der es ihnen ermöglicht, kreativ und konzentriert arbeiten zu können.” Diese Erkenntnisse rasch umzusetzen sei der beste Booster für die Digitalisierung im Unternehmen. Denn eine massive Folge der Pandemie wird uns auch nach deren Überwindung vorerst erhalten bleiben: “Der neue Standard ist nicht mehr die Büroarbeit – es ist das Mobile Office.”
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